expr:content='data:blog.isMobile ? "width=device-width,initial-scale=1.0,minimum-scale=1.0,maximum-scale=1.0" : "width=1100"' name='viewport'/> pleasures of life: Manchmal wartet das Glück genau da, wo man es nicht erwartet

11. November 2015

Manchmal wartet das Glück genau da, wo man es nicht erwartet

Ach was habe ich wieder gemeckert, Lauthals und unfreundlich. Mit den Füßen hätte ich stampfen wollen und mir die Haare raufen. Aber von vorne:
Ab und an gibt es in unserem ortsansässigen Kino eine so genannte Sneak Preview, zu der wir schon oft eingeladen wurden, aber nie Zeit hatten. Dort wird immer ein Film vorab gezeigt, bevor er in die Kinos kommt der Besucher weiß, bis der Titel eingeblendet wird, nicht, um welchen Film es sich handeln wird. Nun sollte es am Montag aber endlich so weit sein, Schwester, Freund und Mitbewohnerin wollten mit von der Partie sein, nur musste die Party dann ohne mich stattfinden.
In meinem Job in der Buchhandlung gehören auch Büchertische mit zu meinen Tätigkeiten und für solch einen habe ich mich gemeldet. Max Moor sollte nach Rostock kommen und weil meine Eltern den doch so mögen, wollte ich mir selbst auch mal ein Bild von ihm machen.
Gesagt, getan, angemeldet, vergessen. Vielleicht auch noch ein bisschen bei der Verteilung der Büchertische aneinander vorbei geredet. Lange Rede kurzer Sinn: Ich musste schweren Herzens einsehen, dass die Arbeit vor dem Vergnügen kommt und beugte mich meinen Schicksal mit viel Krawall.
Missmutig trottete ich also zur Veranstaltung und siehe da: es wurde trotz der schlechten Laune ein voller Erfolg.
Müde vom Tag versuchte ich trotzdem lächelnd Bücher an Mann und Frau zu bringen und wartete sehnsüchtig darauf, dass das Licht im Saal gedimmt wird und ich mich zurücklehnen kann. Der Vorteil an den Büchertischen ist, dass man keinen Eintritt für mal mehr, mal weniger Kultur zahlen muss und, dass man meist ganz nah am Geschehen, heißt dicht neben der Bühne, seinen Tisch und Stuhl hat.
Und dann war es auch schon so weit: Max Moor betrat den Raum und mein erster Gedanke war: was für ein arroganter Schnösel! Aber irgendwas hatte er dann doch.


Nach und nach wurde er immer sympathischer und die ersten Zweifel verflogen. Gelacht habe ich, aus vollem Halse - über seine Kindheitserinnerungen, wie er bei strömendem Regen mit dem Vati, das Mutti und den Geschwistern über den Gotthard gewandert ist und genauso genörgelt hat wie ich noch ein paar Stunden zuvor.
Am Ende gab es stürmischen Beifall, die Zuhörer waren glücklich, Max Moor war sichtlich erleichtert und kein bisschen arrogant und ich freute mich auf meinen Feierabend als er noch einmal ans Mikrofon trat und sagte: "Ich weiß ja nicht, wie es bei Ihnen aussieht, aber wenn sie noch irgendwas unterschrieben haben wollen, dann würde ich sagen, treffen wir uns dort drüben bei meiner Kollegin mit den Büchern."
Und schon stand er vor mir, schüttelte mir die Hand, und stand auf weiter Flur alleine da. "Es ist auch sehr vermessen von mir hier zu stehen und zu erwarten, dass jemand ein Autogram will.", sagte er noch und verschwand im Raum. Hatte er die Rechnung doch ohne die Zurückhaltung der Norddeutschen gemacht. Kaum war er weg, kam eine Horde Rostocker zu mir an den Tisch und fragte mich schüchtern, ob es wohl in Ordnung wäre, holten sie sich wirklich ein Autogramm.
So sind sie halt, unsere lieben Nordler - gewöhnungsbedürftig und doch charmant.
Max Moor kam dann also auch wieder zurück und unterschrieb, hatte für jeden ein offenes Ohr und ein nettes Wort und lies es sich nicht nehmen sich noch mindestens fünf mal bei mir zu bedanken, dass ich seine Bücher verkaufe und war froh, als ich ihm sagte, dass es mir gefiel, dass er mir meinen Abend nicht verdorben hat.
Alles in allem echt ein dufte Typ.
Was mir am Ende den Abend abrundend verbesserte, war die Tatsache, dass im Kino ein Psychothriller lief, nachdem ich sicher kein Auge zugetan hätte.

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